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Notiz 1 (S. 7)
Grundsätzliche Kritik an der Ausbeutung der Tiere
Denn was ist der Sinn unseres Lebens, Genossen? Machen wir uns doch nichts vor, unser Leben ist elend, mühselig und kurz. Wir werden geboren und bekommen gerade genug Futter, um unsere Leiber am Leben zu erhalten; wer von uns dazu imstande ist, wird gezwungen, bis zum Umfallen zu arbeiten; und wenn wir ausgedient haben, werden wir unverzüglich mit scheußlicher Grausamkeit geschlachtet.
Notiz 2 (S. 7)
Kritik am parasitären Charakter des Menschen
Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das verzehrt, ohne zu erzeugen. Er gibt keine Milch, er legt keine Eier, er ist zu schwach, um den Pflug zu ziehen, er kann nicht schnell genug laufen, um Kaninchen zu fangen. Und doch herrscht er über alle Tiere. Er treibt sie zur Arbeit an, gibt ihnen nur so viel zu fressen, dass sie nicht verhungern, und den Rest behält er für sich.
Notiz 3 (S. 24)
Einführung der vereinfachten Ideologie des Animalismus
Nach langem Überlegen verkündete Schneeball, die Sieben Gebote ließen sich faktisch in einem einzigen Leitspruch zusammenfassen, und der laute: «Vier Beine gut, zwei Beine schlecht.» Das sei der Grundgedanke des Animalismus, sagte er.
Notiz 4 (S. 26)
Manipulation durch Propaganda und Angstmache
«Genossen!», quiekte er, «ihr glaubt doch hoffentlich nicht, wir Schweine würden uns selbstsüchtig Sonderrechte herausnehmen! […] Milch und Äpfel (das hat die Wissenschaft bewiesen, Genossen) enthalten Substanzen, die für das Wohlergehen eines Schweins unabdingbar sind. […] Wisst ihr, was passieren würde, wenn wir Schweine unsere Pflichten vernachlässigen würden? Jones käme zurück!»
Notiz 5 (S. 83)
Verrat an den ursprünglichen revolutionären Idealen
Aber niemand sprach mehr von den Schwelgereien, von denen Schneeball den Tieren einst vorgeträumt hatte, von den Boxen mit elektrischem Licht und heißem und kaltem Wasser oder von der Dreitagewoche. Napoleon hatte solche Ideen als Verrat am Geist des Animalismus gebrandmarkt.
Notiz 6 (S. 83)
Entstehung einer neuen privilegierten Klasse
Irgendwie hatte es den Anschein, als wäre die Farm reicher geworden, ohne die Tiere reicher zu machen – bis auf die Schweine und Hunde natürlich. […] Petzwutz erklärte ihnen beispielsweise, die Schweine verwendeten jeden Tag sehr viel Arbeit auf die Erstellung von geheimnisvollen Dingen namens «Akten», «Berichten», «Protokollen» und «Memoranden».
Notiz 7 (S. 87)
Perversion der ursprünglichen Gleichheitsidee
Es gab nur noch ein einziges Gebot. Es lautete: > ALLE TIERE SIND GLEICH, > ABER MANCHE TIERE SIND > GLEICHER ALS ANDERE.
Notiz 8 (S. 96)
Kritik an Selbstzensur in der Gesellschaft
Wenn Verleger und Redakteure sich scheuen, bestimmte Themen zum Druck zuzulassen, dann haben sie keine Angst vor der Strafverfolgung, sondern vor der öffentlichen Meinung.
Notiz 9 (S. 112-114)
Warnung vor der Macht totalitärer Propaganda
Ich lernte daraus, wie leicht totalitäre Propaganda die Einstellung aufgeklärter Menschen in demokratischen Ländern manipulieren kann. […] In einem solchen Klima versteht der Mann auf der Straße einfach nicht, was Konzentrationslager, Massendeportationen, Gefängnisstrafen ohne Gerichtsverfahren, Pressezensur und so weiter sind.
Notiz 10 (S. 127)
Universalität der Geschichte von Macht und Korruption
Es ist eine archaische Geschichte und eine universale, eine, die sich immerzu wiederholt, von Beginn der Menschheit an. Jeder große Sieg, jeder revolutionäre Akt zerfasert schnell und meist gewaltsam im Klein-Klein konkurrierender Interessen.
Notiz 11 (S. 128)
Historische Allegorie und Symbolik
Der politisch alerte, und umso mehr der damalige zeitgenössische Leser erkennt zwar auf jeder Seite die historischen Bezüge: Napoleon für Stalin, Schneeball für Trotzki, Old Major für Lenin, Boxer für die gläubige Arbeiterklasse, die Hunde als Geheimpolizei, der Rabe für die orthodoxe Kirche.
Notiz 12 (S. 130)
Verbindung zu “1984” und moralische Dimension
1984, Orwells letzter, der Krankheit abgerungener und wahrscheinlich berühmtester Roman, ist die thematische Fortsetzung der Animal Farm, nur mit ganz anderen Mitteln. […] Die beiden Bücher gehören ebenso sehr zusammen, wie sie sich in ihrem Charakter, ihrer Tonalität und Machart eklatant unterscheiden.