Ganesha macht die Türe zu

Description

Indien, Sex mit Socken und immer wieder sterben

Quotes

Ganesha macht die Türe zu - Note 1

Er steht auf einem Bein, während das andere gaaaanz langsam nach vorne dackelt und nach nur zwanzig Sekunden den nächsten Schritt platziert. Ich könnte ihm so was von in die Fresse hauen, aber zum Glück für den Zeitlupenmenschen steht Bielefeld-Britta (aus meiner Family beim Tantra-Festival) vor mir. Sie lacht mich an, Küsschen hier und Küsschen da, denn der Tag war so amäaahhzing, ihre Feelings sind soooo happy, vor allem tief im Hara.

Ganesha macht die Türe zu - Note 2

Der Zustand, der sich entwickelt, entspricht einer starken Dosis Heroin.

Aha.

Heute also: das Wir-liegen-auf-dem-Rücken-und-atmen-Heroin-Spektakel.

Die soll mal nicht so auf die Kacke hauen.

Ganesha macht die Türe zu - Note 3

Alchemy of Touch is ääh feive M, is äh Meditätion, Mägick, Mjüühsik, Massage, Melting. So let äh klose dä eyes for a minüte. I wand a everyday start with meditation, only a minüt

Ganesha macht die Türe zu - Note 4

Der Älteste der Alten stopft Marihuana – in Indien verboten, für die Sadhus aus religiösen Gründen erlaubt – in das Rauchgerät. Der Kleine, der mich aufgegabelt hat, erklärt das Prozedere, irgendwas von nicht dran lutschen … Ich fass’ es nicht, weil jetzt ein größeres Was-will-ich-noch-in-diesem-Leben-tun-und-danach-kann-ich-Abtreten bevorsteht. Falls ich nicht umkippe, denn wer weiß, ob ich dem Kraut der heiligen Profikiffer gewachsen bin. »Er starb im Kreise seiner Brüder.« Aber dafür pilgern die Menschen ja hierher, zum Sterben. Mögen meine Überreste brennen, ich mit dem Dreizack an meiner Seite dem Ganges übergeben werden, und was hat der Typ jetzt noch mal gesagt?

Ganesha macht die Türe zu - Note 5

Irgendwann steht Shaturanga oder Shantimantra oder Shantaram (mein Sadhu, also der, der mich eingeladen hat) auf, um mit mir Varanasi zu erkunden. So zumindest deute ich sein irgendwo unter dem Bart befindliches Gesicht. Großartige Kommunikation, da ich weder die genuschelten Worte verstehe, noch auf Mimik zurückgreifen kann. Also Augen. Und seine sagen: Auf geht’s.

Ganesha macht die Türe zu - Note 6

Anstatt ein Lied herauszupicken, entschieden wir uns für die größte jemals niedergeschriebene Weisheit in der europäischen Staatengemeinschaft:

Das Kölsche Grundgesetz …

§1: Et es wie et es!

§2: Et kütt wie et kütt!

§3: Et hätt noch immer jot jejange!

§4: Wat fott es, es fott!

§5: Et bliev nix wie et wor!

§6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!

§7: Wat wellste maache!

§8: Maach et jot, ävver nit ze of!

§9: Wat sull dä Quatsch?

§10: Drinkste eine met?

§11: Do laachs do dich kapott!

… ist Buddhismus und Hinduismus pur.

Ganesha macht die Türe zu - Note 7

Mir fehlen die Stiefel meiner Ex-Freundin.[…] Immer wenn sie sich ein neues Paar gekauft hat, hat sie mich ohne ein weiteres Kleidungsstück darin empfangen, um sie einzuvögeln.

Ganesha macht die Türe zu - Note 8

Es geht ums Erkennen des True Self, da wir uns die ganze Zeit im Ego verlieren. Was wir für uns selbst halten, der Mensch, die Persönlichkeit, der Charakter, die Gefühle, der Körper, all das ist nur ein minimaler Teil von dem, was wir in Wahrheit sind. Wie ein Tropfen im Ozean oder sogar noch weniger, eine Illusion.

Wohlbefinden, Freiheit und Frieden sind Qualitäten, die nicht mühsam errungen werden müssen, sondern bereits da sind. Durch die Aufspaltung in ein Ich und die Welt entsteht eine wirklichkeitsverzerrende Perspektive, die die ursprüngliche Verbundenheit verschleiert. Wir sind nicht der Tropfen, sondern der Ozean.

Ganesha macht die Türe zu - Note 9

Spiritualität hat mit Vertrauen zu tun. In was man sein Vertrauen legt, ist eine persönliche Angelegenheit. In den Augenblick, das Leben, die Götter, den Job, die Projekte, die Freunde, die Familie, die Zufälle, die Aktienkurse oder das Schicksal. Mit Vertrauen und Zuversicht in das, was da ist, und das, was verborgen ist, wird das Sein charmant. Widerstandsloser. Ereignisreicher. Es gibt helle Tage und dunkle. Gefühle, die mich jubeln lassen, andere die mich zu Boden ringen. Es flutscht oder auch nicht. Synchronizitäten tauchen auf, kleine Wunder geschehen, und der Lauf der Dinge kann mit Zuversicht nur gewinnen.

Vielleicht will ich herausfinden, was das Leben ist, und wenn ich dem Leben vertraue, wird es sich offenbaren. Dabei will ich den Humor nicht verlieren, denn eins ist es bestimmt nicht: eine ernste Angelegenheit.

Ganesha macht die Türe zu - Note 10

Auf dem Rückweg habe ich mit einem Inder gesprochen, der zum zweiten Mal seinen Sohn in Deutschland besuchen wird. Er berichtete mit großen Augen von den Prostituierten in Aachen, von Aldi, dem Kölner Dom, der Skyline von Frankfurt und diesem verrückten Karneval. Deutschland ist das Zauberland, Indien ganz normal. Nur eins sei ähnlich: Die Deutsche Bahn ist nicht so zuverlässig.

Ganesha macht die Türe zu - Note 11

Die Gunas schaffen es in meine Wahrnehmung. Von Sattwa ist gerade keine Spur. Alles Rachas, der Andi-Drang schlägt mit voller Wucht zurück. Und was ist mit Tamas? Noch keine zwölf Stunden zu Hause und schon im Dauerlauf. Noch eine Stunde bis zum Sport, was kann ich bis dahin erledigen? Die Post!

Ganesha macht die Türe zu - Note 12

Scheiß auf die Routine, es lebe der Unsinn. Am Ende zählt nur, wie viel wir geliebt haben. Freunde, Abenteuer, Herzmomente. Wenn ich mir vorstelle, tot zu sein, rebelliert etwas in mir: Autounfall, Herzinfarkt, von jetzt auf gleich das Licht ausgeknipst, sodass sich diese Erde weiterdreht – nur ohne mich. Mensch, das wäre doch schad’! Bis dahin will ich voll dabei sein! Ich will jeden Tag nur leben.

Ganesha macht die Türe zu - Note 13

Wir müssen uns öffnen. Das ist wie Sterben. Öffnen wird Schmerz an die Oberfläche lassen. Endlich. Das Unterdrücken sieht angenehm aus, aber es kostet Kraft. Verstecken, Schein wahren, Kontrolle halten. Klar, macht man so, ist kein Risiko, bloß niemandem zur Last fallen, und wer weiß, was passiert, wenn ich mich verletzlich zeige?

Jedes Mal in meinem Leben, wenn ich mich einem Menschen gegenüber geöffnet habe, lag ein Zauber in der Luft. Jedes Mal. Für beide!