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Der erste Kontakt
Über Marx und Engels Vision des Kommunismus
Berühmter noch ist das Urbild, das Karl Marx und Friedrich Engels entwarfen. Besoffen von ihren Ideen, ihrer noch jungen Freundschaft und reichlich gutem Wein definieren sie 1845 in ihrem Brüsseler Exil das erste Mal, was » Kommunismus sein soll: eine Gesellschaft, die es jedem ermögliche, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nach-mittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. Die klassenlose Gesellschaft, träumen die beiden jungen Männer, werde den totalen Menschen schaffen. Und aus gesellschaftlicher Arbeit wird freie Tätigkeit. (S.8)
DIE REVOLUTION
Das Ende der Leistungsgesellschaft, wie wir sie kannten
Entwicklung zum Prosumenten
Was früher Ausbildungsberufe waren, erledigen in Zukunft Roboter. Und vieles, was ehedem Fachkräfte machten, erledigen die Kunden an ihren Flachbildschirmen selbst. Die Entwicklung zum Prosumenten, zum produzierenden Konsumenten, ist älter als die Digitalisierung. Man erinnere sich, wie in Deutschland seit den Sechzigerjahren Supermärkte den Einzelhandel mit Lebensmitteln ersetzten. Der Discounter war nicht nur billiger, weil er größer war, sondern auch, weil Kunden sich nun selbst bedienten und damit Personal eingespart wurde. Das Gleiche gilt für den Kaffee- wie den Fahrkartenautomaten in den Achtziger- und Neunzigerjahren und für die Selbstbaukünste des IKEA-Käufers. Das Prinzip des arbeitenden Kunden im digitalen Zeitalter ist nichts als die konsequente Fortführung dieser Selbstbedienung: Reisen buchen, am Flughafen einchecken, Kleider und Bücher bestellen, Uberweisungen ausführen und so weiter. (S.25)
Wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um
Über Individualität im digitalen Zeitalter
Fine Wirtschaftsform, die man aufgrund ihrer Erfolge verständlicherweise bejaht, paart sich mit einem Kultur- und Werteverlust, den man ebenso nachvollziehbar betrauert. Was soll Individualität - also wörtlich: Unteilbarkeit sein, wenn der Mensch in Millionen Daten zerlegt und als so gewonnenes Profil eingetütet und an die Meistbietenden verkauft wird, um ihn zu manipulieren, käufliche Dinge zu begehren? Spürbarer und sichtbarer noch sind der Lärm, die Geschwindigkeit, die Dauerwerbung und der Aufmerksamkeitsraub, die in die sozialen Räume eindringen, ins gemeinsame Essen mit Kindern am Tisch, die Verbundenheit auflösen und Geborgenheit, Stille, Zurückgezogenheit und das Bei-sich-Sein- zerschneiden. (S.38)
Der Palo-Alto-Kapitalismus regiert die Welt
Über technische Abhängigkeit
Die Menschen haben verlernt Auto zu fahren, Karten zu lesen, sich alleine in der Welt zurechtzufinden. Sie müssen sich nichts mehr merken, weil elektronische Geräte uns an alles erinnern, und speichern immer weniger Wissen über die Welt, weil Geräte dies für uns übernehmen. Die meisten Menschen sind wieder zu Kleinkindern geworden, in ihrem Wissen über die Welt, ihrer Abhängigkeit von (technischer) Fürsorge und ihrem mangelnden Lebensmut, ohne Hilfsgerät (oder bald einem Chip im Kopf) das Haus zu verlassen. Kommunizieren tun sie durch steinzeitliche Piktogramme, und infantil teilen sie die Welt in Likes und Dislikes. (S.73)
DIE UTOPIE
Grundsätzliche These zur Arbeit
Zu arbeiten, etwas zu gestalten, sich selbst zu verwirklichen liegt in der Natur des Menschen. Von neun bis fünf in einem Büro zu sitzen und dafür Lohn zu bekommen nicht! (S.114)
Die Maschinen arbeiten – die Arbeiter singen
Über den Leistungsmythos:
- Das Konzept der Leistungsgesellschaft ist eine Fiktion, die jedoch für viele Menschen motivierend wirkt.
- Sie erzeugt ein gesellschaftliches Klima und eine Haltung durch ihre normative Kraft.
- Die Idee einer Meritokratie, einer Herrschaft der Verdienste, ist unrealistisch, da niemand alleine Urheber seiner Leistung ist.
- Es zählen auch Faktoren wie Herkunft, Beziehungen, Protektion und Glück.
- Eine echte Leistungsgesellschaft wäre nicht wünschenswert, sondern es sollte vielmehr ein realistisches Verständnis von Leistung und Erfolg entwickelt werden.
Dosch gerade für viele Menschen in der Bundesrepublik Deutschland ist der Leistungsmythos fur ihr Selbstbewust lem entscheidend. Wer als Kind eines Arbeiters, Bauern oder Handwerkers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Fleiß, Beharrlichkeit und Studium Ingenieur, Elektrotechiker, Kleinunternehmer, Manager oder Verbandspräsident wurde, sieht sich selbst als lebenden Beweis fur das Funknonieren der Leistungsgesellschaft.
Und doch, so scheint es, war die Zeit des kollektiven Aufstiegs in der alten Bundesrepublik eher ein Ausnahmefenster als die Regel. Dass die Karriere nur etwas mit innerer Einstellung und Moral zu tun haben soll, ist ein lieb gewonnenes Märchen, das dem eige nen Werdegang besonderen Glanz gibt. Tatsächlich aber war das kulturelle Umfeld damals ein anderes als heute, und die Aufstiegschancen und Anreize waren besser. Und wenn heute in Deutschland pro Jahr 400 Milliarden Euro schlichtweg vererbt werden, ist der Begriff Leistungsgesellschaft- kaum mehr als ein Euphemismus."
Die Leistungsgesellschaft ist eine Fiktion; allerdings für jeden, den sie motiviert, eine nützliche. Sie erzeugt ein gesellschaftliches Klima und eine Haltung und sei es auch einzig durch die normative Kraft des Fiktiven. Man sollte die Leistungsgesellschaft deshalb nicht völlig kleinreden. Aber über höhen sollte man sie auch nicht. Denn man stelle sich nur einmal vor, wir unterzögen das hehre Prinzip der Leistung einem echten Belastungstest. Wie viel Leistungsgerechtigkeit verträgt unsere Gesellschaft? Der englische Soziologe Michael Dunlop Young erfand 1958 augenzwinkernd die Idee einer Meritokratie, einer Herrschaft der Verdienste." Jeder Mensch sollte aufgrund seiner tatsächlichen Leistung beurteilt und entlohnt werden. Alle anderen Kriterien - Herkunft, Beziehun-gen, Protektion und Glück gehörten eliminiert. Natürlich ist das völlig unrealistisch. Was ich leiste, ist ja nicht nur eine Frage meiner Verdienste, sondern ebenso ein Verdienst anderer. Meiner Eltern zum Beispiel, die mir Talente vererbt ha ben und mich durch ihre Erziehung prägten. Meiner Lehrer vielleicht noch und meines sozialen Umfelds. Keiner ist seiner Leistung alleiniger Urheber. Aber trotzdem, noch einmal fragt, wäre eine echte Leistungsgesellschaft wünschenswert? (S.115)
Frei leben
Über das bedingungslose Grundeinkommen
Wirbt man in Deutschland für das BGE, das bedingungslose Grundeinkommen, das jeder Bürger unabhängig von seiner Bedürftigkeit erhalten soll, kommt als Erstes reflexartig die Frage: Wer soll das bezahlen? Die Frage - so automatisiert, dass augenscheinlich keiner danach fragt, warum man sie sogleich stellt - ist befremdlich. Warum sollte sich das BGE nicht finanzieren lassen? Schließlich leben wir im reichsten Deutschland, das es je gab. Und die Produktivität steigt durch die Digitalisierung noch einmal rasant an. Computer und Roboter kosten keine Sozialabgaben, beziehen keine Rente, kein Urlaubs- oder Müttergeld. Sie schlafen nicht, sondern arbeiten ohne Mühen Tag und Nacht. (S.129)
Über die negative Einkommenssteuer
- Das Ulmer Transfergrenzenmodell (TGM) und das Solidarische Bürgergeld sind Varianten einer negativen Einkommensteuer in Deutschland.
- Die meisten Modelle setzen das Grundeinkommen auf um die 1000 Euro an, auch bei Hartz-IV-Empfängern eine Verschlechterung der Bezüge vor.
- Das Ziel ist ein Abbau der Bürokratie und finanziell bessere Anreize für den Erwerb von Einkommen.
- Die Idee der negativen Einkommenssteuer stammt aus den Vierzigerjahren und wurde von Milton Friedman in den Sechzigern populär gemacht.
- Das Konzept wird als abstrus betrachtet, wenn die Erwerbsarbeit in Zukunft für Millionen Menschen verloren gehen wird.
- Die alte Idee der negativen Einkommenssteuer enthält keine Lösung für diese neue Situation.
Ein ebenfalls beliebtes Konzept ist die negative Einkom-menssteuer, zu der in Deutschland mehrere Varianten disku-nert werden, etwa das Ulmer Transfergrenzenmodell (TGM) oder das Solidarische Bürgergeld, das der ehemalige Minister-präsident von Thüringen, Dieter Althaus, ins Gespräch brach-te. Das Grundeinkommen soll über Einkommensteuern finan-ziert werden, je nach Modell unter Miteinbezug von Zinsen, Mieteinnahmen und Dividenden. Die meisten dieser Modelle setzen das Grundeinkommen so gering an wie Götz Werner, also um die 1000 Euro. Auch sie nehmen eine Verschlechte-rung der Bezüge für Hartz-IV-Empfänger in Kauf. Dafür stel-len sie finanziell bessere Anreize etwas hinzuzuverdienen in Aussicht und versprechen einen massiven Abbau der Büro-kratie. Demjenigen, der dem BGE grundsätzlich kritisch gegen-übersteht, erscheint die negative Einkommensteuer als die am ehesten annehmbare Lösung. Doch genau dieser Reiz ise il Krux. Die Idee stammt aus den Vierzigerjahren und bune den Sechzigern in Milton Friedman ihren prominentesten Ver treter. Angesichts von Millionen Menschen, die in Zukunft den hoch entwickelten Industrieländern ihre Erwerbsarbeit verlieren werden, erscheint sie hingegen regelrecht abstrus; ein Versuch, einen Häuserbrand mit der Gießkanne zu löscient Wenn immer weniger Menschen einer Erwerbsarbeit nachge hen, werden die Erwerbstätigen mit ihrer Arbeit den Sozial staat nicht mehr finanzieren können. Und auch der für viele BGE-Skeptiker reizvolle Gedanke, Grundeinkommenbezie hern ohne Erwerbsarbeit bessere Anreize zu geben, sich eine zu suchen, ist unter den Vorzeichen des digital massiv verklei nerten Arbeitsmarkts eine abständige Vorstellung. Erst wenn man verstanden hat, dass das Zeitalter flächendeckender Er werbsarbeit mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu Ende geht, versteht man die Lage. Für diese neue Situation aber enthält die alte Idee der negativen Einkommenssteuer keine Lösung. (S.133)
Über die Finanztransaktionssteuer
- Die Finanztransaktionssteuer soll die Spekulation auf den Finanzmärkten reduzieren und Investitionen in die Realwirtschaft fördern.
- Der Vorteil überwiegt bei Weitem den Nachteil.
- Eine solche Steuer würde die Finanzmärkte stabiler machen und die Zockerei im Börsencasino verringern.
- Die einzige erhebliche Einwendung ist die Furcht, dass die Finanzspekulanten sich immer noch Möglichkeiten zum Umgehen der Steuer finden würden.
- Einrechnen müssten auch die mutmaßlichen Folgen für die Spekulation.
- Die Mikrosteur auf Finanztransaktionen könnte das Grundeinkommen in den reichen Ländern sicher finanzieren.
Die Finanztransaktionssteuer wird vor allem deshalb disku-bert, um zu verhindern, dass Spekulationen sich mehr lohnen als Investitionen in die Realwirtschaft. Angesichts des enor-men Volumens heutiger Finanzspekulationen eine völlig rea-listische Befürchtung. Zudem sollte eine solche Steuer für John Maynard Keynes in den Dreißigerjahren Finanzblasen und Börsencrashs verhindern. Kein Wunder, dass angesichts der globalen Finanzmarktkrise die EU-Kommission die Idee einer Finanztransaktionssteuer 2011 aufgriff - unter heftigem Wi-derstand Großbritanniens, das wie kein anderes EU-Land vom Finanzsektor lebt. Als der Entwurf 2013 fertig war, war nur noch von elf EU-Ländern die Rede. Doch je länger die Krise zurücklag, umso weniger wurde das Konzept weiterverfolgt. Die Lobbys der Finanzindustrie gewannen wieder die Ober-hand und fluteten die Wirtschaftsseiten der großen Zeitungen und Zeitschriften mit fadenscheinigen Argumenten. Was auch immer an Einwänden über den volkswirtschaftlichen Nach-teil vorgebracht wurde, der Vorteil überwiegt sie bei Weitem. Eine Finanztransaktionssteuer macht die Finanzmärkte stabi-ler und verringert die Zockerei im Börsencasino, Verlierer sind nur die Extremzocker und niemand sonst.
Der einzige Einwand von Gewicht ist nicht volkswirtscha licher Natur. Es ist die Befurchtung, den Finanzspekulantes blieben jederzeit hinreichend Möglichkeiten, die Steuerz gehen. Einen solchen Einwand zum Grund zu nehmen wate als wenn man auf die Bekämpfung von Verbrechen verze te, weil sie gleichwohl ständig wieder vorkommen. Klar je mehr Länder sich an einer Finanztransaktionssteuer beteil gen, umso besser. Zwei Überlegungen geben hier Grund zum Optimismus. Zum einen geschieht kein gesellschaftlicher Form schritt dadurch, dass sich achtundzwanzig Regierungschefs darauf einigen. Weder wurde so die Sklaverei abgeschafft noch die Gleichstellung von Frauen durchgeboxt, noch wird so eine Finanztransaktionssteuer in der EU durchgesetzt. Al-ler gesellschaftliche Fortschritt geht von einzelnen Staaten aus, die dann einen Dominoeffekt in anderen Ländern auslösen. Betrachtet man die Finanztransaktionssteuer in dem Licht, damit zukünftig ein Grundeinkommen an die Bürger zu zah len, so sitzen viele vorher zerstrittene EU-Länder plötzlich im selben Boot. Denn nun geht es nicht mehr um mehr oder we niger Rücksicht gegenüber der Finanzindustrie - es geht um ein Riesenproblem, das sich in Frankreich, Deutschland, Polen und Italien gleichermaßen stellt: Wie verhindere ich den gesell-schaftlichen Abstieg der Mittelschichten, wie beuge ich hefti-gen sozialen Unruhen vor? Im Vorzeichen solcher Bedrohun-gen dürfte schnell möglich werden, was gegenwärtig bislang völlig utopisch erscheint. Der Motor des sozialen Fortschritts war noch nie das bessere Argument, sondern immer waren es der Affekt und die Katastrophe. Die Pläne dafür aber müssen jetzt geschmiedet werden und nicht im Zustand des Dramas, der Überforderung und der Schnellschüsse. Wenn eine Mikrosteuer von 0,05 Prozent für jede Finanz-transaktion ausreichen könnte, um ein BGE für die Schweiz zu finanzieren, so lässt sich auch ausrechnen, welcher Prozent-satz benötigt würde, um das Gleiche für Deutschland zu tun. Der Prozentsatz wäre sicher höher, aber gewiss immer noch so gering, dass er den meisten Menschen kaum auffällt. Ent-sprechende realistische Modelle zu entwickeln ist nicht Auf-gabe der Philosophen, sondern der Ökonomen. Einrechnen müssten sie dabei auch die mutmaßlichen Folgen für die Spe-kulation. Doch selbst wenn die Mikrosteuer einen gewissen Prozentsatz an Zockergeschäften abschafft - was für die Sta-bilität der Finanzmärkte von größtem Wert wäre, ließe sich das Grundeinkommen in den reichen Ländern auf diese Weise sicher finanzieren. Immerhin beträgt das Volumen des welt-weiten Derivatehandels mit 600 bis 700 Billionen US-Dollar in etwa das Zehnfache des globalen Bruttoinlandsprodukts! Am Geld also dürfte kein BGE scheitern. Und die Mikrosteu-er auf Finanztransaktionen wäre zumindest kurz- und mittel-fristig die beste Idee, jedenfalls solange die internationale Fi-nanzwirtschaft noch das ist, was sie heute ist (S.135)
Über Liberalismus und Sozialismus
Für eines Liberalen ist es gerecht, wenn jeder die gleiche Chance hat, zu Wohlstand zu gelangen, unbegrenzt nach oben. Für eines Sozialisten ist es gerecht, wenn jeder das gleiche Stück ausm Kuchen abbekommt. Keine dieser Vorstellungen ist, philosophisch betrachtet, von Natur aus gerechter als die andere Kein Wunder, dass die soziale Marktwirtschaft sich stets um einen Ausgleich beider Vorstellungen bemüht, allerdings un ter sich wandelnden ökonomischen Bedingungen. Wenn der Wohlfahrtsstaat bedroht ist, dann deshalb, weil sich die globale Ökonomie rasant verändert. (S.142)
Gute Ideen für den Tag
Über die Entfremdung durch Technologie
Die Aufgabe ist damit klar markiert: in einer Zeit radikaliserten Effizienzdenkens das Andere der Effizienz wieder zuentdecken! * Denn die technische Entwicklung, so wie das Silicon Valley sie erträumt und predigt, macht uns nicht Supermenschen, sondern zu Wesen, die ohne Hilfsmittel nichts mehr können.* Unser handwerkliches Können erlischt, unser sprachlicher Ausdruck reduziert sich, unser Gedächtnis, ausgelagert in Memory-Funktionen, lässt nach, unsere Fantasie besteht aus vorgefertigten Bildern, unsere Kreatität folgt ausschließlich technischen Mustern, unsere Neugier weicht der Bequemlichkeit, unsere Geduld permanenter Ungeduld; den Zustand der Nicht-Bespaßung halten wir niche mehr aus. Wenn so der Supermensch aussicht - wer wollte dann einer sein? (S.154)
Über den Wert repetitiver Tätigkeiten
Wenn Google-Vizepräsident Sebastian Thrun sagt: Wir Menschen sollten keine repetitiven Dinge tun. Dafür sind wir doch zu schade, scheint er nicht zu wissen, was ein Mensch ist. Das menschliche Leben ist voller repetitiver Dinge, für die man sich nicht zu schade sein sollte: Essen, Trinken, Schlafen, Sich-den-Tag-Erzählen, Sich-Umarmen, Kochen, Miteinander-ins-Bett-Gehen. Zu einem erfüllten Leben gehören für die meisten Menschen ein Maß an Gleichförmigkeit und lieb gewordene Rituale. Das Besondere daran ist: Nicht jede dieser Tätigkeiten hat ein äußeres Ziel. Man braucht es nicht tun, um zu überleben, und man verdient damit auch kein Geld. Karten oder Fußball zu spielen, seinen Garten zu verschönern, sein Aquarium zu pilegen, einen Hund zu halten oder sich gemeinsam zu betrin-ken ist weder überlebensförderlich, noch macht es im finanziellen Sinne reich (von Berufszockern, Hundezüchtern usw. einmal abgesehen). All das gilt in der Gesellschaft auch nicht als Leistung; im Gegensatz zu Tätigkeiten wie ein Versicherungsimperium aufzubauen oder gefährliche Pflanzenschutzmittel in alle Welt zu verkaufen.
Wertvoll wird eine Tätigkeit für Menschen nicht zwangsläufig dadurch, dass sie einem gesellschaftlich als wichtig erachteten Ziel dient. Vieles hat seinen Zweck schlichtweg in sich selbst: Ich tue etwas, weil ich es gerne tue. Eine solche Zweckmäßigkeit ohne Zweck erachtete Immanuel Kant schon vor mehr als zweihundert Jahren als das Wesen der Kunst. Nichts anderes meinte Oscar Wilde, als er den Menschen der Zukunft als Künstler beschrieb (S.157)
Kritik am Konzept des Übermenschen
Wer den Menschen überwinden und einen Supermenschen hervorbringen will, dem fehlt es an Menschenliebe oder an sittlicher Reife -oder an beidem. Eigentlich gehört er auf die Couch. Doch wer soll ihm sagen, dass er einer Therapie bedarf, wenn man mit diesem Denken und Streben so formidabel Geld verdienen kann? So lässt man dem Mythos freien Lauf, die Geschichte der Menschheit sei bereits evolutionär vorgezeichnet. Und am Ende steht das Technozän mit seiner Verschmelzung von Mensch und Maschine, oder aber, im un günstigeren Fall, die Diktatur der autonom gewordenen Maschinen. Nicht anders hatten schon die Christen im Mittelalter ein Tausendjahriges Reich Gottes auf Erden vorausgesagt und die Nationalsozialisten die Vorsehung bemüht, die ihusen gleichsam naturgesetzlich ein solches bescheren sollte. Aber man darf sich beruhigen: Einen wirklich perfekten Supermeschen hat das Silicon Valley zu keinem Zeitpunkt im Auge. Nur unperfekte Menschen garantieren, dass sie sich auch Zukunft von jeder Kaufempfehlung anreizen, von jeder Manipulation verführen lassen. Ein perfekter Mensch, Herr seiner Antriebe und Durchschauer seiner Umwelt, ist des Valleys Tod… (S.162)
Über Zeit und Geld
- Der Leitspruch “Zeit ist Geld” wird kaum hinterfragt, obwohl er irrig ist.
- Geld kann die menschliche Lebenszeit nicht verlängern.
- Zeit und Geld haben äußerst verschiedene Eigenschaften: Geld kann geteilt werden, Zeit nicht.
- Eine Zeitsparkasse gibt es nur in Michael Endes Momo.
- Verhaltensweisen wie Fast Food, Speed Dating, Power Napping oder Multitasking sparen uns keine Zeit, sondern nur andere Art der Verwendung derselben Lebenszeit.
- “Immer mehr ist oft immer weniger”.
Dabei wird kaum hinterfragt, dass der Leitspruch Zeit ist Geld ziemlich irrig ist. Mit Geld lässt sich die menschliche Lebenszeit oft nicht verlängern. Auch so haben Zeit und Geld äußerst verschiedene Eigenschaften. Geld hal-Lert sich, wenn man es teilt - Zeit nicht! Sie wird nicht schnel-ler weniger als sonst auch. Im Zweifelsfall bleibt sie uns als erfüllte Zeit in Erinnerung, jedenfalls eher als jene Zeit, die wir damit verbracht haben, unsere Schritte und Treppenstu-fen zu zählen. Am wichtigsten aber ist: Geld kann man spa-ren, Zeit nicht. Eine Zeitsparkasse gibt es nur in Michael Endes Momo. Doch weder Fast Food, Speed Dating, Power schaft Napping oder Multitasking sparen uns Zeit. Sie sind nur an-adere Verhaltensweisen in derselben Lebenszeit. Und immer mehr ist oft immer weniger. (S.165)
Über Bildung in der digitalen Gesellschaft
- Es geht nicht nur um digitales Know-how: Es geht um die Persönlichkeitsbildung und die Fähigkeit, ein erfülltes Leben zu leben.
- Die Ziele von Bildung sollten nicht allein am Arbeitsmarkt ausgerichtet sein, sondern auch an der Förderung von Traditionen, Händen und Werten.
- Es braucht Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen, sich kümmern und alternative Gesellschaftsmodelle entwickeln.
- Eine Gesellschaft, die nur auf Erfolg im digitalen Umfeld abzielt, ist weder möglich noch wunschenswert.
- Die Bildung soll nicht dazu dienen, die höchstmöglichen Unternehmergewinne zu erzielen, sondern Menschen heranzuziehen, die ihre Werte und Hände bewahren.
Deutschland muss mehr für die Bildung tun! Doch was ist damit gemeint? Vereinfacht gesagt, treffen hier zwei Posi tionen aufermander, die gegensätzlicher nicht sein können. Für viele Wirtschaftsvertreter und manche universitären Bildungs-experten ist die Sache ganz einfach: Eine digitale Gesellschaft braucht mehr digitales Know-how. Je mehr digitale Technik im Unterricht eingesetzt wird und je stärker die MINT-Fa-cher gefördert werden, umso besser werden Kinder auf den zukünftigen Arbeitsmarkt vorbereitet. Nicht zu vergessen sei auch das frühzeitige Antrainieren von Unternehmergeist. Je mehr Kinder später ein Start-up gründen, umso besser ist es um eine Schule bestellt. Für viele klingt das plausibel. Zumindest auf den ersten Blick. Doch wer sich mit dem Thema länger beschäftigt, dem fillt auf, wie voraussetzungsreich ein solches Bildungsziel ist. Es unterstellt erstens, dass es die Aufgabe unseres Bildungs-systems ist, dem Arbeitsmarkt passgenau die entsprechenden Arbeitskräfte bereitzustellen. Und es nimmt zweitens an, dass die Arbeitsmärkte der Zukunft so aussehen wie jetzt, zusatz-lich mit einer weit höheren Nachfrage nach Informatikern und Entrepreneuren. Größere gesellschaftliche Umbrüche durch die digitale Revolution kommen in diesem Modell nicht vor. Und Bildung ist vor allem eines - Ausbildung! Die zweite Position formuliert ein anderes Bildungsziel: Bildung bedeutet, so viele junge Menschen wie möglich dazu zu befähigen, ein erfulltes Leben zu leben. Der gegenwär ge und tungsgesellschaft ist for sie nicht der höchste Maßstab, weiß schon, ob die Prognosen zutreffen, dass wir in zehn Jah ren viel mehr Informatiker brauchen? Möglicherweise beng tigen wir vor allem -Empathie-Berufe, wie das Millennium Projekt vermutet. In solcher Lage Bildung an kurzfristigen Spekulationen über den Arbeitsmarkt auszurichten ist falu lässig und gefährlich, Das hochste Bildungsziel kann auch nicht darin bestehen, möglichst viele Kinder dazu zu bringen, hohe unternehmeri sche Gewinne erzielen zu wollen. Unsere Gesellschaft funk tioniert offensichtlich nur, wenn die eiskalten Kosten-Nur zen-Maximierer ihres finanziellen Vorteils in der Minderheit sind. Wer würde unter solchen Voraussetzungen noch Kinder garnerin oder Altenpfleger? Alle Bildungsziele, die den Ar beitsmarkt über die Persönlichkeitsbildung stellen, sind kurz sichtig. Es braucht nicht nur Menschen, die in der digitalen Okonomie erfolgreich sind. Es braucht auch solche, die unse re Werte und unsere Handwerkskunst bewahren, sich für an dere Menschen einsetzen. Traditionen pflegen, sich kümmern und über alternative Gesellschaftsmodelle nachdenken. Eine Welt allem aus Geeks, Finanzspekulanten, You Tube Stars und Influencern ist weder möglich noch wunschenswert. Und es muss kein Nachteil sein, wenn morgen noch jemand Koch. Okobauer, Sozialarbeiter, Tischler oder klassischer Musiker werden will. (S.167)
Betreutes Leben?
Kritik an der Effizienzoptimierung
- Viele visionäre Ideen aus Silicon Valley sind bei näherer Hinsicht keine.
- Manche entwickeln Technologie ohne Menschenkenntnis und Beachtung von gesellschaftlichen Bedürfnissen.
- Effizienz sollte nicht als höchster Maßstab angesehen werden, da sie den Tod bedeuten würde (den Zustand, in dem sich nichts mehr verändern lässt).
- Das Leben ist wider-ständig, unberechenbar und unausgegoren, was es lebenswert und aufregend macht.
Viele visionäre Ideen, die aus dem Silicon Valley kommen, sind bei näherer Hinsicht keine. Nicht wenigen mangelt es an Menschenkenntnis. Und ersonnen wird, was die Technologie hergibt, und nicht, was viele Menschen oder die Gesellschaft dringend brauchen. Vieles, was sich technisch perfektionie-ren lässt, muss und sollte, wie gesagt, gar nicht perfektioniert werden jedenfalls nicht, ohne damit Folgen zu produzieren, die niemand im Sinn hat und keiner tragen will. Man stelle sich des Ernstes halber einmal eine Gesellschaft vor, in der alles effizient und perfekt optimiert ist was kommt eigent-lich dann? Nichts kann mehr verändert oder variiert werden, ohne die Dinge weniger effizient zu machen. Und was bedeu-tet es eigentlich, Effizienz als höchsten Maßstab anzulegen Der effizienteste Zustand des Menschen, die perfekteste Lo sung aller Lebensprobleme ist der Tod: der Zustand, in dem man sich nicht mehr bewegen muss, keine Energie mehr verbraucht, sich nicht mehr anstrengen muss und von allen Wirrnissen und Unbilden des Lebens befreit ist. Eine bessere Lösung als den Tod gibt es nicht, er ist der smarteste Zustand des Menschen. Das Leben aber ist nicht smart. Es ist wider-ständig, unberechenbar, unausgegoren und uneindeutig-und gerade das macht es lebenswert und aufregend! (S.182)
Über Freiheit und Verantwortung
- Philosophen der Aufklärung wie Kant, Schiller und Herder argumentierten gegen ein Leben ohne Erleben von Außergewöhnlichem.
- Sie strebten nach einer Gesellschaft, in der sich Menschen im Fortschritt ihrer Kultur tätig am Leben abarbeiten und reifen.
- Freiheit bedeutet Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen übernehmen, nicht betreuen lassen werden.
- Technischer Fortschritt muss Verantwortung nicht verringern, sondern erhöhen.
Ein betreutes Leben jedenfallh, in dem einem alles abgenommen wird, das Praktische ebenso wie das Erleben von Außergewöhnlichem, ist kein Mensch heitsfortschritt. Statt mit Supermenschen hätten wir es mit Menschen zu tun, die sich nie allzu weit über das Kindheits stadium hinaus entwickeln, weil sie es nicht müssen.
Große Philosophen der Aufklärung wie Kant, Schiller und Herder haben dagegen argumentiert, sich ins Paradies der Unmündigkeit zu träumen. Eine Gesellschaft der Lustbe friedigung und Leidvermeidung erschien ihnen nicht erstre benswert. Freiheit ihr großer Wert besteht nicht in einer Abkürzung zum Glück. Nicht das Paradies mit einem unmün digen Menschen war ihr Ziel, sondern ein Mensch, der sich im Fortschritt seiner Kultur tätig am Leben abarbeitet und da bei reift. Frei zu sein bedeutet, Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen zu übernehmen, nicht, sich betreuen zu las sen. Wo der technische Fortschritt dazu führt, dass wir immer weniger Verantwortung für uns übernehmen müssen, widergricht et der Grundvorstellung unserer Gesellschaft, auf der unsere Verfassung beruht: dem mündigen Bürger! (S.186)
Geschichten statt Pläne
Über den “Solutionismus”
Im Jahr 2013 übertrug der weißrussische Journalist Evgeny Morozov den Begriff >>Solutionismus aus der Architekturthe-orie auf zahlreiche Ideen, Zukunftsentwürfe und Geschäfts-modelle des Silicon Valley. Auch hier sieht er einen kurzsichti-gen Willen zu vervollkommnen am Werk, der sich einmal böse rächen wird. Denn dieser Wille interessiert sich nur beiläufig für die Handlungen, die verbessert werden sollen. (S.201)
Über soziale Normen und Transparenz
- Kein System sozialer Normen kann perfekte Verhaltenstransparenz ohne sich zu Tode erenn.
- Eine Gesellschaft, die jede Verhaltensabweichung aufdeckt, würde die Geltung ihrer Normen ruinieren.
- Normen haben zwangsläufig etwas Starres, Unverbindliches, Fixiertes und stets auch etwas Überforderndes.
- Grauzonen sind notwendig für Sozialleben und Moral; Regelverstöße gehören zum menschlichen Leben dazu.
- Der Begriff “Regelverstoß” ist hochgradig kulturell bedingt.
- Wenn alle gegen die Norm verstoßen, wird der Normverstoß belangloser.
- Je mehr wir über die Verstöße der anderen wissen, umso gerechtfertigter erscheint unser eigenes Fehlverhalten.
Kein System sozialer Normen könnte einer perfekten Verhaltenstransparenz ausgesetzt werden, ohne sich zu Tode zu eren, schreibt der Soziologe Heinrich Popitz. Eine Gesellschaft, die jede Verhaltensabweichung aufdeckte, würde gesch die Geltung ihrer Normen ruinieren. Denn wenn es öffentlich wird, würden die Menschen dadurch nicht anständiger. Vielmehr würden alle Normen wahrscheinlich über kar oder lang ihre Geltung verlieren, da man sie ja ohnehin thundertprozentig einhalten kann.
Normen haben zwangsläufig etwas Starres, Unverbindliches, Fixiertes, etwas Stures und damit stets auch etwas Überforderndes, Illusionäres, Sozialverhalten und Moral aber leben von Grauzonen, von Verhalten, das man nicht so genao kennt. Es lässt sich nicht normieren wie die Größe von Nigeln oder Schrauben. Wo wirkliche Menschen leben, ge-hört der Regelverstoß zum Sozialleben dazu. Schon was über haupt ein Regelverstoß ist, ist hochgradig kulturell bedingt. Wer in Beirut über eine rote Ampel geht, wird von der Polizei dafür nicht belangt. In Bayreuth dagegen ist das Risiko höher. Der Grund dafür ist klar. Würde sich die Polizei in Beirut sum Verstöße bei Fußgängern kümmern, käme sie zu nichts anderem mehr. Auch Normen unterliegen dem Prinzip der shifting baselines. Wenn alle gegen die Norm verstoßen, wird der Normverstoß belangloser, als wenn alle sich daran hal-ten. Denn je mehr wir über die Verstöße der anderen wissen, umso gerechtfertigter erscheint uns unser eigenes Fehlverhal ten. Wenn es offentlich wäre, wie viel andere bes ihrer Steuererklärung tricksen, führte dies gewiss nicht zu einer besseren Steuermoral. Gemäß unserer Vergleichslogik wäre es wohl ther der Anfang einer mutmaßlichen Abwärtsspirale. (S.205)
Über den Konsumenten-Zuschauer-Bürger
- Der Konsumenten-Zuschauer-Bürger wird seine demokratische Macht an die großen Digitalkonzerne abtreten?
- Robert Reich: Verbraucher und Anleger bekommen immer mehr Macht, Arbeitnehmer und Bürger dagegen immer weniger
- Ist dieser Prozess alternativlos?
Wird der >>Konsumenten-Zuschauer-Bürger, wie Richard Sennett ihn nennt, seine demokratische Macht an die großen Digitalkonzerne abtreten und sich seine Freiheit für Annehmlichkeiten abkaufen lassen? Und stimmt es, was der ehemalige US-amerikanische Arbeitsminister und Politik-Professor Robert Reich sagt, dass wir als Verbraucher und Anleger immer mehr Macht bekommen, als Arbeitneh mer und Bürger dagegen immer weniger? Ist dieser Prozess alternativlos? Oder lässt sich das ändern? (S.212)
Über den Wandel des politischen Denkens
- Die Bindung an den Staat und die Parteien ist in den letzten Jahrzehnten abgenommen.
- Viele Menschen übertragen ihre Konditionierung als Konsumenten auf den Staat.
- Sie fragen nach direkten Vorteilen und Lösungen für Probleme, wie z.B. Flüchtlingsproblem oder Umweltproblem.
- Wer von der Politik nur Lebenskomfort und Lösungen erwartet, hat sich vom politischen Denken entfernt.
- Sozialtechnische Lösungen können sich hier durchsetzen.
- Die Vision einer “Smart City” basiert auf der Überwachung mit Sensoren und Kameras.
- Die Technologie kann alle Daten in einer Cloud verfügbar machen und die Menschen in permanente Interaktion mit ihr bringen.
In den letzten Jahrzehnten ist die Bindung an den Staat, ins-besondere an die Parteien, die die staatsbürgerliche Willensbil-dung mit verantworten sollen, stets geringer geworden. Start-dessen übertragen viele Menschen die gleiche Haltung, die sie als Konsumenten haben, an den Staat. Sie fragen: »Was bringt mir das?<< Oder: »Welchen Vorteil habe ich davon?<< Und was die großen Fragen der Zeit anbelangt, so erwarten sie, ganz im Geiste der Technik, Lösungen. So soll der Staat das Flücht-lingsproblem lösen. Am besten dadurch, dass man, ganz ma-thematisch, eine Zahl als Obergrenze definiert. Und dann ist das Problem weg. Das Gleiche gilt für das Umweltproblem oder das Gerechtigkeitsproblem.
Wer von der Politik in erster Linie Lebenskomfort und Lö-sungen für Probleme erwartet, der hat sich aus dem politi-schen Denken weitgehend verabschiedet. Und genau hier liegt die Einflugschneise für sozialtechnische Lösungen. Zu verhin-dern, dass Menschen kriminell werden, ist ein schwieriger und langwieriger Prozess. Eine Stadt mit Sensoren und Kameras vollständig zu überwachen, einfach und smart. Schon aus die-sem Grund sind »Smart Citys<<<< eine von vielen geteilte Vision. Die Sensortechnik kann alle erfassten Daten einer städtischen Umgebung in einer Cloud verfügbar machen. Die Menschen, die in der Stadt leben, und die Technologie, die sie umgibt, tre-ten so in permanente Interaktion. Je nach Perspektive werden die Dinge um uns herum menschlich, oder aber die Men-schen erscheinen als Teil der technischen Infrastruktur. (S.213)